Die Ärzte der Abteilung plastische Chirurgie der Loretto Klinik, Tübingen: Dr. med. Wolfgang Banzhaf

Romeo will Julia gefallen - Männer und die Ästhetische Chirurgie

Zu viele Röllchen um den Bauch, dicke Tränensäcke unter den Lidern, dies und noch vieles mehr sind ungeliebte „Makel“ des Mannes. Perfekt aussehen zu jeder Tages- und Nachtzeit, als wenn Stress, Alter und Vitaminmangel ihm nichts anhaben könnten, sind vermehrt Wünsche, die sich mittels Plastischer Chirurgie realisieren lassen. Bereits jeder zehnte Patient in einer Schönheitsklinik ist ein Mann.

Übergewicht, Haarausfall und fehlende Muskeln sind lt. einer Focusumfrage die maskulinen „Weggucker“. Dass das Bäuchlein für Gemütlichkeit steht und Falten für Reife und Erfahrung, ist schon lange out. Umfragen zeigen, dass der Mann gerne schön sein möchte. Ein gutes Erscheinungsbild ist, so sind sich bereits 60 Prozent der deutschen Männer sicher, hilfreich im Liebesleben und für die Karriere.

Millionen Männer schuften schon seit Jahren in Fitnessstudios, haben einen Diätmarathon hinter sich, um ihren Körper in Form zu halten oder zu bringen. In vielen Fällen helfen diese Qualen fast nichts. 150.000 Männer in Deutschland suchten in 2004 die Plastische und Ästhetische Chirurgie auf.

Die Top drei der ästhetisch-plastischen Eingriffe beim Mann sind Tränensäcke, Doppelkinn und Fettabsaugung in der Lenden- und Bauchregion. Zunehmend ist das gesamte Spektrum bei den Herren der Schöpfung gefragt: Haartransplantationen, Haarentfernung oder Silikon-Implantate für einen muskulösen Waschbrettbauch.

Zwischen 40 und 50 Jahren sind die meisten männlichen Patienten, sehr gut gebildet und oft in hohen beruflichen Positionen. Viele Männer ab einem gewissen Alter stört es, dass sie nicht mehr so jung aussehen, wie sie sich fühlen.

Der Mann tut dies im Allgemeinen für sein eigenes Wohlbefinden und schweigt über die Entscheidung.
Zudem ist er äußerst kritisch bei der Wahl des Arztes. Persönlichkeit, Beratungskompetenz und berufliche Erfahrung sind die wichtigsten Kriterien für eine Pro- oder Kontraentscheidung. Gerade in der ästhetischen Chirurgie ist Anspruchsdenken von Vorteil: Es kann vor Fehloperationen schützen.

Die Schönheitsideale der Männer - je älter desto markiger

Die meisten männlichen Patienten, die ästhetisch-chirurgische Behandlungen vornehmen lassen, sind zwischen 40 und 50 Jahren alt, überdurchschnittlich gebildet und arbeiten in gehobenen Berufen. Sie wollen sportlich, offen und gepflegt auftreten. Geht es um die männlichen Schönheitsvorbilder, hat der Jugendwahn ein Ende: Männer zwischen 31 und 69 Jahren identifizieren sich am stärksten mit soliden und gestandenen Prominenten im mittleren Alter.

Der Jugendwahn, der die Arbeitswelt und die Medien beherrscht, beeinflusst die Männer somit nicht nachhaltig. Vermeintlich vitale Stars wie der Fußballer David Beckham und der frühere Tennisprofi Boris Becker finden sich in der unteren Hälfte der Rangliste wieder. Männer der mittleren Generation zwischen 45 und 59 Jahren identifizieren sich stärker mit älteren Prominenten als mit gleichaltrigen oder gar jüngeren Stars und immer stehen Seriosität und Stil im Vordergrund

Zu dieser Einstellung passt, dass die häufigsten Eingriffe bei Männern Fettabsaugung und die Entfernung von Tränensäcken oder Doppelkinn sind. Man will keine grundsätzliche Typveränderung mit dem ästhetisch-chirurgischen Eingriff erwirken, sondern sich vielmehr von seiner besten Seite zeigen. Anders als bei den Frauen spielen makellose Schönheit bei den meisten Männern keine Rolle. Ihnen ist vor allem wichtig, in Beruf und Privatleben sportlich, stilvoll und gepflegt aufzutreten. Interessanterweise schweigen die meisten Männer über ihre Taten - im Gegensatz zum Trend, dass v.a. die Frauen das Thema Ästhetische Chirurgie salonfähig gemacht haben.